Alexander Schnabel, ein nö. FPÖ-Landtagsabgeordneter, sieht in einer Schulungsmaßnahme für Pädagog*innen [sic!] in Amstetten eine „Unterwerfung vor fremden Kulturen“ – und stellt damit seine Unkenntnis von gesetzlichen Vorgaben und Ausbildungsstandards dar.
Wir geben gerne ein paar Nachhilfestunden über geltende Verordnungen.
OFFENER BRIEF zur Pressemeldung „Pädagogen werden fremden Kulturen untergeordnet“
Sehr geehrter Herr LAbg. Schnabel,
wie wir einem Artikel der Kronenzeitung vom 15.02.2025 entnehmen, werfen Sie der „Linken Stadtregierung“ von Amstetten – wohlgemerkt mit einem ÖVP-Bürgermeister (!) -„Unterwerfung vor fremden Kulturen“ vor.
Was ist der Stein des Anstoßes?
Wie Sie in Ihrer Presseaussendung schreiben, geht es um ein verpflichtendes Ausbildungsprogramm für Freizeit- und Kinderbetreuer*innen zu den Themen „Interkulturelles Verständnis“ und „Religiöse Vielfalt“, das Ihren und den Zorn Ihrer Partei erregt.
Offenbar haben Sie noch nie den Begriff „Interkulturelle Bildung“ gehört, die vom „BM für Bildung, Wissenschaft und Forschung“ als Ziel definiert wird.
Wie Sie nachlesen können, gibt es seit 1992 „Interkulturelles Lernen“ als fächerübergreifendes und fächerverbindendes Unterrichtsprinzip in den Lehrplänen aller allgemein bildenden Schulen.
Im Grundsatzerlass von 2017 wurden Inhalte und Umsetzung des Unterrichtsprinzips „Interkulturelles Lernen“ festgelegt.
Daher ist dieses Thema seit langer Zeit auch fixer Teil der Ausbildung von Pädagog*innen an Pädagogischen Hochschulen. An der „Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Niederösterreich“ gibt es sogar ein eigenes „Kompetenzzentrum für interkulturelles, interreligiöses und interkonfessionelles Lernen“.
Die Schulungsmaßnahme in Amstetten zu „Interkultureller Kompetenz“ als „Unterwerfung vor fremden Kulturen“ zu bezeichnen und nicht nur „Integration“, sondern sogar „Assimilation“ zu fordern, zeigt Ihre krasse Unkenntnis der gesetzlichen Vorgaben und gelebten Praxis.
Wir würden Sie daher dringend ersuchen, sich in Hinkunft genauestens zu informieren, bevor Sie völlig widersinnige Presseaussendungen ausschicken, die offenbar nur das einzige Ziel haben, Menschen gegeneinander aufzuhetzen und die Gesellschaft zu spalten.
Mit freundlichen Grüßen,
Mag. Gerlinde Buchberger MA/ehemalige Lehrerin und Lehrer*innenbildnerin
für #zusammenHaltNÖ
Bad Vöslau, 17.2.2025